Alexandra Zöbeli wurde 1970 geboren und wuchs im Berner Oberland auf. Bei einem längeren Londonaufenthalt „infizierte sie sich mit dem Großbritannien-Virus“ (aus der Facebook-Seite der Autorin), was sich in ihren weiteren Titeln ausdrückt. Es ist das erste Buch, das ich von ihr gelesen habe, aber sicher nicht das letzte.
Nach dem Amoklauf ihres einzigen Sohnes Felix, bei dem er in einem Zug sich und zwei Mitreisenden das Leben nimmt, bricht für Hannah und Sam die Welt zusammen.
Getrieben von Presseberichten, die mehr Wert auf Sensation als Wahrheit legen, den Sohn als Monster darstellen und den Eltern eine Mitschuld geben, flieht Hannah in eine Klinik. Sie kann die Gegenwart von Sam nicht ertragen, da er sie wegen der Ähnlichkeit immer an Felix erinnert. Sie stößt ihn von sich, kann keine Zärtlichkeit von ihm ertragen. Als sie aus der Klinik entlassen wird, belügt sie ihre Therapeutin und Sam und geht nicht in ihr Haus, sondern nimmt sich eine Wohnung, weil sie in ihrem Haus wegen der Erinnerungen nicht leben kann. Sam, der versucht, Hannah beizustehen, das Leid in Liebe gemeinsam zu tragen, leidet darunter. Immer wieder versucht er, ihr Abweisen zu durchbrechen und mit ihr zu trauern und die Situation gemeinsam zu bewältigen. Beide geißeln sich mit Selbstvorwürfen, die Veränderung ihres Sohnes nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Die Umwelt tut ein Übriges: Hinter ihren Rücken wird getuschelt. Sam wird als Lehrer gekündigt, da die Eltern „einem solchen Vater“ die Erziehung ihrer Kinder nicht übertragen wollen. Hannah verliert ihr Lieblingskind, den Frauenverein, zu dessen Vorsitzende sie gewählt werden sollte. Freunde wenden sich ab. Da bietet Sams Freund ihm sein Cottage in Wales an, damit er in eine fremde Umgebung kommt und abschalten kann. Er fährt mit seiner Intruder nach Wales und trifft auf Hope, die das Cottage unberechtigt bewohnt. Sie hat nach dem Unfalltod ihrer Schwester und ihres Schwagers sofort ihre Stellung gekündigt, um deren Kinder zu betreuen, und kommt finanziell so eben über die Runden. Sam und Hope kommen sich näher, aber Sam hält immer noch an der Ehe mit Hannah fest und hofft auf einen gemeinsamen Neubeginn in Wales. Wird das gelingen, insbesondere als die Presse sie in Wales aufgespürt hat und ein reißerischer Artikel die Einheimischen gegen sie aufbringen soll?
Der Schreibstil ist modern, leicht und flüssig, gut zu lesen.
Geschichte ist dramatisch mit berührenden Szenen. Die Protagonisten werden mit viel Einfühlungsvermögen tiefgründig mit ihren Sorgen, Nöten und Gefühlen ohne Schuldzuweisungen charakterisiert, wodurch sie authentisch wirken. Es wird hautnah dargestellt, wie Eltern durch die Tat ihres Kindes eine Mitschuld zugesprochen wird und sie sogar bestraft werden, obwohl sie sich nichts haben zu Schulden kommen lassen.
Ich habe das Buch sehr genossen und kann es nur empfehlen.